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Von den Zahlen, ihrer Macht und ihren Kräften.

Der spätrömische Philosoph und Theologe Anicius Manlius Severinus Boethius (480-526) sagt: "Alles von Anbeginn der Dinge Erschaffene scheint nach Zahlenverhältnissen geformt, die als ein Vorbild in dem Geiste des Schöpfers lagen. In ihnen haben die verschiedenen Elemente ihren Grund; der Wechsel der Zeiten, die Bewegung der Gestirne, die Umdrehung des Himmels, kurz der Stand aller Dinge besteht durch die Verbindung der Zahlen. Es wohnen deshalb den Zahlen große und erhabene Kräfte inne, und da schon in den natürlichen Dingen so viele und so große Kräfte verborgen sind, die sich durch ihre Wirkungen offenbaren, so darf man sich nicht wundern, daß in den Zahlen noch weit größere, verborgenere, erstaunlichere und wirksamere liegen, da ja die Zahlen an sich formaler, vollkommener, im Himmlischen begründet, nicht aus verschiedenen Substanzen gemischt sind und in der nächsten und einfachsten Beziehung zu den Ideen der göttlichen Vernunft stehen, von denen sie ihre wirksamsten Kräfte erhalten."

 Deshalb vermögen auch zur Erlangung dämonischer und göttlicher Gaben die Zahlen so Vieles, gleich wie bei natürlichen Dingen die Versetzung ihrer elementarischen Eigenschaften zur Hervorbringung von etwas Elementarischem vieles vermöge. Alles was ist und wird, bestehe durch bestimmte Zahlen und erhielte von ihnen seine Kraft. Die Zeit bestehe aus der Zahl und jede Bewegung und Handlung sowie alles was der Zeit und der Bewegung unterworfen ist; auch die Harmonie und die Stimme, erhalte durch Zahlen und ihr Verhältnis Kraft und Beistand und die aus Zahlen hervorgegangenen Verhältnisse bilden durch Linien und Punkte Charaktere und Figuren. Diese seien aber für magische Operationen sehr geeignet, indem sie vermöge ihrer Formbarkeit mit dem Höchsten wie mit dem Niedrigsten in Zusammenhang gebracht werden könnten.

 Endlich seien alle Arten der natürlichen sowie der übernatürlichen Dinge an bestimmte Zahlen gebunden, weshalb Pythagoras sich zu dem Ausspruch veranlaßt fand, die Zahl sei es, wodurch alles bestehe und die den einzelnen Dingen ihre besonderen Kräfte verleihe; und Proklus sagte: "die Zahl existiert immer, jedoch als eine andere in der Stimme und als eine andere in ihrem Verhältnis, als eine andere in der Seele und Vernunft und als eine andere in göttlichen Dingen." Plato aber, sowie Themistius, Boethius und Averroes der Babylonier erhoben die Zahlen so sehr, daß sie glaubten, es könne niemand ohne dieselben richtig philosophieren. Darunter verstanden sie aber nur die reine und formale Zahl. nicht die materielle, geschriebene oder ausgesprochene, also nicht die Zahl der Kaufleute, mit welcher letzterer die Pythagoräer und Akademiker, so wie Augustinus, nichts zu schaffen haben wollten. Sie beschäftigten sich bloß mit dem aus der ersteren hervorgehenden Verhältnisse, welches sie die natürliche, formale und reine Zahl nannten, aus der allein die großen Geheimnisse hervorgehen, sowohl in den natürlichen, als in den himmlischen und göttlichen Dingen. Sie führe zunächst zu der Kunst der natürlichen Weissagung und selbst der Abt Joachim sei zu seinen Prophezeiungen auf keinem anderen Wege gelangt, als durch die reinen Zahlen.

 Das in den Zahlen eine wunderbare Kraft und Wirksamkeit, sowohl zum Guten als zum Bösen, verborgen liege, darüber waren nicht nur die ausgezeichnetesten Philosophen einverstanden, sondern auch die Lehrer der katholischen Kirche, wie z. B. Hieronymus, Augustinus, Basilius, Hilarius, Rabanus, Beda und viele andere. Aber auch alle anderen kleinen und großen Religionen teilen diesen Aspekt.

 So behauptet Hilarius in seinen Kommentaren über die Psalmen, die siebzig Ältesten haben die Psalmen nach der Wirksamkeit der Zahlen geordnet. Auch der berühmte Lehrer Rabanus hat über die Kräfte der Zahlen ein besonderes Buch geschrieben.

 Welche Kräfte dieselben aber in der Natur besitzen, erhellt z. B. das Pentaphyllon oder Fünffingerkraut, welches vermöge der Zahl Fünf dem Gift widerstehe, böse Geister vertreibe, Versöhnung befördere und täglich neunmal ein Blatt davon im Wein genommen, heile das andertägige, drei Blätter das dreitägige, vier das viertägige Fieber. So heilen vier Körner von der Sonnenwende (Heliotropium), im Getränk genommen, das viertägige, drei aber das dreitägige Fieber. Auf ähnliche Weise soll das Eisenkraut (Verbena) bei Fiebern Hilfe bringen, wenn es bei dreitägigen Fiebern am dritten, bei viertägigen am vierten Stengelknoten abgehauen wird. Wird die Schlange einmal mit dem Spieße durchstochen, so kommt sie um, geschieht es aber zweimal, so genest sie wieder. Dies und vieles andere der Art kann man bei verschiedenen Autoren wiederfinden.

 Der Grund solcher Erscheinungen aber sei in dem Wechselverhältnis der verschiedenen Zahlen zu suchen. So sei auch die wunderbare an der Zahl Sieben gemachte Erfahrung, daß immer das siebente männliche Kind, ohne das ein Mädchen dazwischen hineingeboren wurde, die Kraft besäße durch bloße Berührung oder durch das Wort Kröpfe zu vertreiben. Auf ähnliche Weise soll die siebente Tochter wunderbare Hilfe bei Geburten bringen können, wovon aber gewiß nicht die natürliche Zahl, sondern nur das formale Verhältnis, welches in der Zahl liegt, der Grund sei. Es wird immer wieder daran erinnert, daß nämlich diese Kräfte nicht in den Wort- oder Handelszahlen liegen, sondern daß die Geheimnisse Gottes und der Natur in den reinen, formalen und natürlichen Zahlen enthalten sei. Wer nun aber die Wortzahlen und die natürlichen mit den göttlichen zu verbinden und in Einklang zu bringen vermag, der könne durch die Zahlen Wunderbares bewirken und auch erfahren.

 Die Pythagoräer versicherten, daß sie durch die Zahlen der Namen vieles vorauszusehen imstande seien und wenn nicht wirklich ein großes Geheimnis in den selben verborgen wäre, so würde Johannes in der Apokalypse nicht gesagt haben: "Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tieres, denn es ist eines Menschen Zahl." Diese Berechnungsweise stand bei den Hebräern und Kabbalisten in hohem Ansehen. Vor allem sei aber hier bemerkt, daß die einfachen Zahlen die göttlichen Dinge bezeichnen, die Zehner die himmlischen, die Hunderter die irdischen und die Tausender das, was der zukünftigen Zeit angehört. Da ferner die Geistesteile wegen ihrer Identität (der Gleichheit unter sich) oder wegen der Gleichheit ihrer Erscheinungen nach arithmetischen Verhältnissen verbunden sind, der Körper dagegen, dessen Teile von verschiedener Größe sind, nach geometrischen Verhältnissen zusammengesetzt ist, die lebenden Geschöpfe aber aus beiden, nämlich aus Seele und Körper, nach den Regeln der Harmonie bestehen, so folge hieraus, daß die Zahlen vorzugsweise auf die Seele, die Figuren auf den Körper, beide zusammen auf das ganze lebende Wesen einzuwirken vermögen.

 

Die Zahl Fünf

Die Zahl fünf ist nicht von geringer Kraft denn sie besteht aus der ersten geraden und der ersten ungeraden, gleichsam aus einer weiblichen und einer männlichen; die ungerade Zahl ist nämlich männlich und die gerade Zahl ist weiblich; weshalb die Arithmetiker jene den Vater, diese aber die Mutter nennen.

 Die Zahl Fünf besitzt daher eine große Vollkommenheit und Kraft, welche aus der Vermischung dieser Zahlen entspringt; auch ist sie gerade die Mitte von der allgemeinen Zahl, nämlich Zehn, denn wenn man die Zahlen zu beiden Seiten des Fünfers miteinander verbindet, wie Neun mit Eins, Acht mit Zwei, Sieben mit Drei, Sechs mit Vier, so entsteht immer die Zahl Zehn und der vollkommene, gleichweit entfernte Mittelpunkt ist stehts die Zahl Fünf. Bei den Pytagoräern heißt sie deshalb die Zahl der Ehe, wie auch die der Gerechtigkeit, weil sie die Zahl Zehn durch das Gleichgewicht bildet.

 Fünf sind der Sinne des Menschen: Gesicht, Gehör, Geruch, Geschmack und Gefühl: fünf Seelenvermögen gibt es: das belebende, das empfindende, das begehrende, das erregende und das vernünftige, fünf Finger sind an der Hand; fünf Wandelsterne am Himmel und denselben gemäß fünffache Grenzscheiden in jedem Himmelszeichen. In den Elementen gibt es fünf Gattungen von gemischten Körpern, nämlich Steine, Metalle, Pflanzen, Tierpflanzen (Zoophyten) und Tiere, und von den letzteren gibt es wieder ebenso viele Gattungen, nämlich Mensch, vierffüßige, kriechende, schwimmende und fliegende Tiere.

 Auch gibt es fünf Arten, nach welchen von Gott alles erschaffen wird, nämlich das Wesen, die Gleichheit, die Verschiedenheit, die Empfindung und die Bewegung. Die Schwalbe brütet nur fünf Junge aus, welche sie mit großer Unparteilichkeit ernährt, indem sie bei dem ältesten anfängt und so der Reihe nach fortfährt. Eine große Kraft besitzt ferner diese Zahl bei den Sühnungen, denn bei heiligen Dingen vertreibt sie die bösen Geister, bei natürlichen schützt sie gegen die Gifte.

 Sie heißt auch die Zahl der Glückseligkeit und der Gnade und ist das Siegel des heiligen Geistes, das alles verknüpfende Band und die Zahl des Kreuzes, auch durch die Hauptwunden Christi, deren Narben er noch an seinem verklärten Körper bewahrte, vor allen ausgezeichnet.

 Die "heidnischen" Philosophen haben sie dem Merkur geweiht und ihre Kraft um so viel höher geachtet, als die der Vielzahl, insoweit das Belebte das Leblose übertrifft. Doch wird diese Zahl auch der himmlischen Welt beigelegt, die über den vier Elementen unter einer anderen Form das fünfte darstellt. In dieser Zahl fand Noah Gnade bei Gott und wurde in der Sindhflut am Leben erhalten. In der Kraft dieser Zahl zeugte der bereits hundert Jahre alte Abraham mit seinem neunzigjährigen und unfruchtbaren Weibe Sarah, gegen die gewöhnliche Ordnung der Natur, einen Sohn, der zu einem großen Volke heranwuchs.

 Bei den Indianern ist die Fünf die Zahl des Menschen. Das Medizinrad, der Heilige Kreis, ist der Mensch selbst. die Potentialität des Göttlichen, die ihm bereits auf Erden geschenkt wird, wenn er bereit ist, sich in den Dienst dieses Wissens zu stellen. Im Mittelpunkt steht die Bewußtseinentwicklung des Menschen von der Heiligen Fünf bis zur Heiligen Zwanzig.

 Wenn wir nun als Mensch, als Heilige Fünf, die Finger der beiden Hände oder die Zehen der beiden Füße aufeinanderlegen, so verbinden wir in dieser Gestik unsere beiden Körperseiten, von denen die linke Körperseite den Bereich des rechten Gehirns und die rechte Körperseite den Bereich des linken Gehirns widerspiegelt. Wenn wir die Hände falten, bedeutet dies nichts anderes, als daß wir in der Heiligen Zehn sind, in unserem Höheren Selbst, mit dessen Hilfe wir Kommunikation mit dem Höchsten Wesen aufnehmen.

 Die Zahl Fünf als Zahl des Menschen ist einleuchtend: Wir haben fünf Sinnesorgane und wir bestehen aus fünf Endungen. dem Kopf. den beiden Armen und den beiden Beinen. Verbinden wir diese Endungen miteinander, so erhalten wir den Fünfeckstern als Symbol des Menschen. Die Kosmische Energie, der Lebensstrom, fließt entsprechend der Form des Fünfeckstern in unserem Körper, so daß die rechte Seite positiv und die linke Seite negativ geladen ist. Im Kopfteil umgekehrt.

Der Welt der Heiligen Fünf, dem Reich der Menschen, gebührt im Rad die südliche Kreismitte, das südliche Tor zur eigentlichen Kreismitte, zur Einheit von Urgrund und Ursprung. Das versinnbildlicht, daß der Mensch mit dem Bewußtsein der Heiligen Fünf das Göttliche über die Kraft des Südens erfährt, seine Weltanschauung ist getragen vom Gefühl des Urvertrauens, die Welt ist in Ordnung, alles hat darin seinen natürlichen Stellenwert. Das Feuer des Ostens, die Mineralien des Westens, die Pflanzen des Südens und die Tiere des Nordens sind seine Verwandten, er ist ihnen ebenbürtig und lernt von ihnen auf die natürliche Weise, wie er auch von seinen Mitmenschen lernen kann.

 Die Besonderheit des Menschen ist die Fähigkeit des "Sprechens". Er ist das "sprachbegabte Tier". Über die Sprache entsteht die Kraft der Berührung. Die Sprache ermöglicht dem Menschen den Eintritt in die Gemeinschaft mit anderen Menschen. Sie befähigt ihn seine Vision mitzuteilen, wobei das Teilen eine besondere Rolle spielt: Indem man teilt oder die Anderen teilhaben läßt am eigenen Leben lebt man nicht nur egozentrisch (-istisch) mit sich allein, sondern auch für andere. Als heilige Fünf berühren sich die Menschen untereinander, zum einen in der tatsächlichen Berührung und zum anderen in der geistigen Berührung, in der jeder im Anderen sein Spiegelbild erkennt. In der Sprache bekundet der Mensch auch die Fähigkeit Teile miteinander zu verbinden (Silben oder Buchstaben zu Worten und Sätzen).

 Die vier Himmelsrichtungen sind wie auf einer Landkarte Orientierungshilfen und Richtlinien, um unseren Platz zu finden, unser Zentrum, unseren Auftrag. Dazu wurde der Mensch mit fünf Instrumenten ausgerüstet: dem Sehen, das zur Kraft des Ostens gehört; dem Hören, der Kraft des Westens; dem Schmecken, der Kraft des Südens; dem Riechen, der Kraft des Nordens und dem Tasten, das der südliche Kreismitte zugehört.

 Dieser Fünfsternkörper der sinnlichen Welterfahrung ist aber erst der Beginn der Entfaltung dessen, was als Möglichkeit unserer Bewußtseinsentwicklung vorhanden ist. Die vier Kräfte der vier Himmelsrichtungen sind Wege, durch deren Verbindung wir in unsere Mittefinden, da sich ihre Achsen in der Mitte treffen. Diese vier Hauptkoordinaten im Heiligen Kreis sind erweitert durch vier weitere. die Zwischenrichtungen, von denen jede die Kräfte der beiden benachbarten in sich vereint. Mit ihrer Hilfe erfährt der Mensch als heilige Fünf die Art und Weise, wie sich ihm das All(es) mitteilt. Deshalb werden die Kräfte der Zwischenrichtungen, die Heilige Sechs, die Heilige Sieben, die Heilige Acht und die Heilige Neun immer aus der Sicht der Heiligen Fünf betrachtet.

 

Das Pentagramm.

GEBURAH - ECCE.

 

 

Das Pentagramm, welches man in den gnostischen Schulen den flammenden Stern nennt, drückt die Beherrschung der Elemente durch den Geist aus und mittels dieses Zeichens fesselt man Dämonen der Luft, Feuer- und Wassergeiste, den Spuk der Erde.

 Ausgerüstet mit diesem Zeichen und in günstiger Stimmung kann man mittels jener Fähigkeit, sozusagen in dem Auge der Seele die Unendlichkeit sehen; man kann über Legionen von Engeln und Scharen von Dämonen gebieten.

 Die Herrschaft des Willens über das Astrallicht, die physische Seele der vier Elemente wird in der Magie durch das Pentagramm versinnbildlicht. Es ist das Zeichen der Allmacht und der geistigen Selbstherrschaft Es ist der Stern der Magier, das Zeichen des fleischgewordenen Wortes. Das Zeichen des Pentagramms wird auch Zeichen des Mikrokosmos genannt und stellt so den Microprosoph der Kabbalisten des Buches Sohar dar.

 Die vollkommene Intelligenz des Pentagramm ist der Schlüssel zu den zwei Welten, ist die Philosophie und das natürliche absolute Wissen. Die Elementargeister sind diesem Zeichen, wird es mit Einsicht gebraucht, unterworfen, und legt man es in den Bannkreis oder auf den Zaubertisch, so kann man sich die Geister gefügig machen oder sie, wie es in der Magie heißt, fesseln.

 Alle erschaffenen Geister stehen durch Zeichen miteinander in Verbindung und sind von einer Anzahl Wahrheiten abhängig, die in gewisse festgelegte Formen gefaßt sind. Die Vollkommenheit dieser Formen hängt wesentlich von der Freiheit der Geister ab, und die, die nicht mit den Fesseln der Materie belastet sind, fühlen augenblicklich, ob ein Zeichen der Ausdruck wirklicher Macht oder nur eines vermessenen Willens ist. Die Einsicht des Weisen verleiht also seinem Pantakel, wie sein Wissen seinem Willen, Wert; und die Geister folgen dieser Macht sofort.

 Man kann demnach durch das Pentagramm die Geister zwingen, im Wahrtraum zu erscheinen - sei es im Wachen oder im Schlaf -, so daß sie selbst unserem Diaphane ihren Reflex vorführen der im Astrallicht vorhanden ist, falls sie gelebt oder ihrem geistigen Wert entspricht, falls sie nicht hinieden gelebt haben. Das erläutert alle Visionen und macht vor allem klar, warum den Sehern die Verstorbenen stets entweder wie in ihrem Erdenleben oder so, wie sie im Grabe sind, erscheinen, nie aber so, wie sie in einer den Vorstellungen unseres jetzigen Organismus unfaßbaren Existenz sind.

 Schwangere Frauen stehen mehr als Andere unter dem Einfluß des Astrallichtes, das zur Gestaltung ihrer Kinder beiträgt und ihnen fortwährend Erinnerungen an Formen weckt, von denen es erfüllt ist. So kann es vorkommen, daß sehr tugendhafte Frauen durch verdächtige Ähnlichkeiten die Böswilligkeit der Beobachter täuschen. Sie prägen manchmal der Frucht ihrer Lenden ein Bild auf, das ihnen im Wahrtraum Eindruck machte und auf diese Weise vermögen sich gleiche Gesichtszüge von Jahrhundert zu Jahrhundert zu verewigen.

 Der kabbalistische Gebrauch des Pentagramms kann also die Gestalt des erwarteten Kindes bestimmen und es wäre einer eingeweihten Frau möglich ihrem Sohn die Züge des Nereus oder Achills so gut wie jenes Ludwig XIV., Napoleons oder irgendeines Anderen mitzugeben.

 Die wissenschaftlich vervollkommnete Form des Pentagramm ist oben abgebildet; man findet sie so vollkommen weder in der Clavicula Salomos, noch in den magischen Kalendern Tycho de Brahes und Duchenteaus. Hier ist dringend zu bemerken, daß die Anwendung des Pentagramms sehr gefährlich für den Ausführenden sein kann, der nicht im Besitz der vollkommensten Kenntnis über dessen Gebrauch ist. Die Richtung der Strahlen des Sterns ist nicht willkürlich und vermag den Charakter der ganzen Ausführung zu verändern. Je nach Richtung der Strahlen, stellt diese Symbol in der Magie das Gute oder das Böse, die Ordnung oder die Unordnung, das "heilige Lamm" des Ormuts und des hl. Johannes oder den "teuflischen Bock" des Mendes dar.

 "Es ist Einweihung oder Gotteslästerung, ist Luzifer oder Vesper, Morgen- oder Abendstern. Ist Maria oder Lilith, ist Sieg oder Untergang, Licht oder Nacht. Zeigt das Pentagramm mit zwei seiner Strahlen nach oben, so stellt es Satan oder den Bock des Sabbat dar, ist nur einer seiner Strahlen nach oben gerichtet. so bezeichnet es den Erlöser."

 "Das Pentagramm ist die Figur des menschlichen Körpers mit vier Gliedern und einer einzigen Spitze, die den Kopf versinnbildlichen muß. Eine menschliche Figur mit dem Kopf nach unten stellt einen Dämon, d.h. den geistigen Umsturz, die Unordnung oder den Wahnsinn dar."

 "Man mißt mit dem Pentagramm auch die genauen Verhältnisse des einzigen großen Athanor, der zur Bereitung des Steins der Weisen und zur Vollendung des großen Werkes nötig ist. Der vollkommenste Destillierkolben, in dem die Quintessenz gelänge, stimmt mit dieser Figur überein, und die Quintessenz selbst wird durch dieses Zeichen des Pentagramms dargestellt."

 

Das Siegel Salomos, das Zeichen des Makrokosmos

Parazelsus, dieser Neuerer in der Magie, der alle Übrigen im Zeichen des Makrokosmos Eingeweihten durch seine ganz aus sich selbst erzielten Erfolge von Verwirklichung übertroffen hat, bestätigt, daß alle magischen Figuren und alle kabbalistischen Zeichen der Pantakel, denen die Geister folgen, sich auf zwei beschränken, welche die Synthese aller anderen sind, nämlich das Zeichen des Makrokosmos oder das Siegel Salomos, dessen Bild hier links zu sehen ist, und das noch mächtigere Zeichen des Mikrokosmos oder das Pentagramm.
Die Zeichen sind die aktiven Worte des Willens

 Zum Gebrauch des Pentagramm und des Siegel Salomos, so oder so, gehören untrennbar spezielle Zeremonien, auf die hier aus gutem Grund nicht näher eingegangen werden soll.

 Fragt man, wieso ein Zeichen derartige Macht über die Geister ausüben kann, so müsste man auch fragen, warum die christliche Welt sich vor dem Zeichen des Kreuzes in den Staub geworfen hat.

 Das Zeichen an sich bedeutet nichts und hat nur Kraft durch das Dogma, dessen Auszug und Wort es ist. Ein Zeichen, das alle okkulten Kräfte der Natur zusammengefaßt ausdrückt, ein Zeichen das elementaren und anderen Geistern immer in ihrer Natur überlegene Gewalt offenbarte, ringt ihnen naturgemäß Achtung ab und erzwingt durch die Macht des Wissens und Willens über Unwissenheit und Schwäche ihren Gehorsam.

 

Die Zahl Acht

Der Mensch in der Kraft der Heiligen Fünf, der auf die Welt der Pflanzen meditiert, sich mit der Kraft der Heiligen Drei vereint, öffnet sich dadurch der Kraft der Heiligen Acht im Nordwesten des Medizinrades. Die Heilige Acht vereint in sich die Kräfte des Westens und Nordens: intuitives Wollen und instinktsicheres Handeln vermählen sich und gebären die Kraft der Kreisläufe, der Zyklen und der großen Gesetze. Versuchen wir, dem Weg zu folgen, der in der Verbindung der Heiligen Fünf mit der Heiligen Drei zur Kraft der Heiligen Acht führt: Was erfährt der Mensch als Heilige Fünf, wenn er auf die Kraft der Pflanzen meditiert? Die Pflanzen zeigen uns ihr unerschütterliches Vertrauen auf die Kreisläufe des Lebens. Betrachten wir den Lebenszyklus eines Maiskornes:

Er beginnt im Dunkel der Erde und endet wieder im Dunkel der Erde. Dazwischen liegt die Zeit, wo der keimende Same die Erde durchbricht, dem Licht zustrebend sich entfaltet und schließlich welkt und stirbt. Im Sterben aber trägt es schon den Impuls zu neuem Leben, da es erneut den Samen gebiert. Wir sehen, es ist nicht ganz stimmig, dabei von Beginn und Ende zu sprechen. Es sind nur relative Größen, da das Ende wieder zum Anfang und der Anfang wieder zum Ende wird. Sowohl das Ende, als auch der Anfang, das Sterben als auch die Geburt, sind lebendiger Wandel. Tod ist Geburt und Geburt ist Tod. Diese Geheimnis versinnbildlicht uns schon die Form.

Zeichnen wir die Acht, so merken wir, wenn wir in der Mitte der Nahtstelle der beiden Kreise beginnen, wie wir notwendig von der ersten sich schließenden Kreisform wieder zur Mitte zurückkehren, um in die zweite übergehen zu können, dabei jedoch die Richtung ändern. Die Mitte ist das All, das Nichts, die All-Einheit, Gott.

Die Heilige Acht lehrt uns, daß wir zu einer wahren Veränderung, zu einem tatsächlichen Wandel nur über die Mitte her fähig sind.
Die Form der Acht, wenn sie horizontal gezeichnet wird, ist das Zeichen für Unendlichkeit: zwei in entgegengesetzter Richtung verlaufende Kreise, die sich in der Mitte als gemeinsamer Punkt berühren.
Stellt man sich das Ganze dreidimensional vor, so entsteht eine Spiralbewegung, die sich ins Unendliche fortsetzt. Daraus wird ersichtlich, daß nach einem abgelaufenen Zyklus nie wieder der gleiche folgen wird.
Wenn dem nicht so wäre, so gäbe es auch keine Entwicklung. Die Acht die unendliche Möglichkeit des Endlichen. Wenn wir Tod nicht als Ende von allem, sondern nur als Ende eines Zyklus begreifen, der notwendigerweise übergeht in einen neuen, gelingt es uns, das Geheimnis von Tod und Wiedergeburt zu enthüllen und es zu unserem täglichen Ratgeber zu machen.
Dann bewegen wir uns selbst als kreisende Acht, sind harmonisch wie die Pflanzen vereint mit den unendlich endlichen Kreisläufen, in die alles Leben eingereiht ist. Erst in dieser Erfahrung vermählen sich unsere Willenskraft und unser instinktsicheres Denken zur Einsicht der Großen Gesetze, in der alles seine Bestimmung und Ordnung im übergeordneten Ganzen hat. Konkreter ausgedrückt: Wir müssen Tag für Tag unsere notwendigen Bedürfnisse beachten und sie über die Kraft des Wollens zu einer klaren Strategie verwandeln, damit sie Befriedigung und Harmonie finden.
So wird ein Mangel - ein Bedürfnis ist immer ein Mangel an etwas - zum Motor einer Handlung; der Mangel ist wichtige Antriebskraft. Wenn wir jeden Tag das Notwendige erledigen, "die Not wenden", wie schon das Wort sagt, leben wir in Harmonie mit den Großen Gesetzen und erfüllen damit unseren Lebensauftrag, unser Schicksal, gleich den Pflanzen, die in Einklang mit den Gesetzen ihres Schicksals leben und sich im Ur-Vertrauen dem Rhythmus von Leben und Sterben hingeben.
Unsere Geburt ist nicht der Beginn unseres Lebens, sie ist nur der Beginn einer sich materiell als physischer Körper verdichteten Traumgestalt unseres Geistes. Als Geistwesen sind wir immer und als solche stehen uns unendliche Seinszyklen zur Verfügung, die der Kosmos, die Ordnung des Universums, im Großen Geist für uns vorgesehen hat. Ebenso ist es mit dem Tod, der nicht Ende unseres Seins, sondern nur ein Abschiednehmen von einer aktuell geträumten Gestalt unseres Geistes, unserem physischen Körper ist.

Zum Verstehen der Heiligen Acht, der Gesetzmäßigkeit allen Lebens, gibt es ein Grundprinzip, das uns von einem bedeutenden ägyptischen Priester und Eingeweihten überliefert ist, von Hermes Trismegistos.
Er schrieb die Weisheit diese Prinzips auf eine Tafel aus grünem Smaragd nieder. Die Tafel ging verloren, aber ihr Inhalt lebt bis heute weiter. Er lautet:

"Dasjenige, welches Unten ist, ist gleich demjenigen, welches Oben ist. Und dasjenige, welches Oben ist, ist gleich demjenigen, welches Unten ist, um zu vollbringen die Wunderwerke eines einzigen Dinges."

Dieses Analogiegesetz können wir verstehen, wenn wir uns den Kosmos als eine geordnete Einheit vorstellen (Kosmos bedeutet im Griechischen Ordnung), in dem alle Organismen - sei es die Erde, die Sonne, die anderen Planeten und Sonnensysteme, sei es der Mensch, die Pflanze, das Tier, das Mineral ... - Teile des großen Organismus "Universum" sind.

Wie beim Körper und seinen einzelnen Zellen, der nur dann gesund ist, wenn sich jede Zelle dem Gesetz der obersten Körperinstanz unterwirft. Ebenso gibt es kosmische Gesetze, die uns Menschen regieren.

"Der Mensch trägt als Mikrokosmos das getreue Abbild des Makrokosmos, des Universums in sich. Es gibt außerhalb des Mikrokosmos "Mensch" nichts, was nicht auch analog in ihm selbst zu finden ist."

"... im Himmel. wie auf Erden..." haben wir zu beten gelernt. Im Himmel, wie auf Erden gibt es kein unterschiedliches Gesetz, sondern in allen Erscheinungsformen des Lebens sprechen die gleichen Gesetze. Nur dadurch ist der Mensch fähig, das gesamte Universum zu begreifen, indem er es herunterholt vom Himmel auf die Erde, in sich hinein. So wie es uns der Spruch über dem Tempel von Delphi sagt: "Erkenne dich selbst, damit du Gott erkennst."

Als Körper-Seele-Geist-Wesen sind wir Teil des kosmischen Stoffwechsels, und der kosmische Stoff ist gewebt aus den gesetzmäßigen An-Ordnungen der einzelnen Fasern. Unser aktuelles Leben ist eine Körperzelle des kosmischen Körpers, und als solche ist sie natürlich eingegliedert in den großen kosmischen Kreislauf.

Unser Schicksal, das uns in der irdischen Seinsform als persönliches Gesetz begegnet, ist der Kompaß, der uns den Ort im kosmischen Stoffwechsel anzeigt und sagt, welche Funktion uns als Zelle X darin zugesprochen wird.

Die Zahl Acht nennen die Phythagoräer die Zahl der Gerechtigkeit und der Fülle, und zwar weil sie zuerst unter allen in gleiche gerade Zahlen geteilt werden kann, nämlich in vier; auch bei der wiederholten Teilung (zweimal Zwei) findet dasselbe Verhältnis statt. Wegen dieser Gleichheit der Teilung erhielt sie den Namen der Gerechtigkeit. Die Zahl der Fülle wurde sie wegen ihrer körperlichen Dichtheit genannt, denn sie bildet, bzw. darum bildet sie als erste Zahl einen festen Körper.

Hierher gehört auch der Eid des Orpheus, welcher, als wollte dadurch die göttliche Gerechtigkeit zum Zeugen aufgerufen werden, bei acht Gottheiten geschworen wurde, deren Namen sind: Feuer, Wasser, Erde, Himmel, Mond, Sonne, Phanes und Nacht. Auch gibt es nur acht sichtbare Himmelssphären. Ferner wird durch diese Zahl das Wesen der körperlichen Natur bezeichnet, die Orpheus in acht Meerhymnen darstellt.

Ferner heißt sie die Zahl des Bundes und der Beschneidung, welches letztere die Juden nach dem Gesetze am achten Tage vornehmen müssen. Acht priesterliche Ornamente gab es nach dem alten Gesetze: die Beinkleider, das Unterkleid, der Hut, der Gürtel, das Oberkleid (Talar), das Schulterkleid (Leibrock), das Brustschildchen und das goldenen Stirnblatt.

Auch auf die Ewigkeit und das Ende der Welt bezieht sich diese Zahl, weil sie unmittelbar auf die Zahl Sieben folgt, die das Symbol der Zeit ist. Ferner ist sie die Zahl der Seligkeit, denn so viel Grade der selben lehrt Christus nach dem Evangelium Matthäi. Auch die Zahl des Heiles und der Erhaltung wird sie genannt, denn acht Seelen wurden in der Arche Noahs vor der Sündflut gerettet. Acht Söhne hatte Jesse, von denen David der Achte war. Am achten Tage erhielt Zacharias, der Vater des Johannes, die Sprache wieder.

Endlich ist diese Zahl dem Dionysos heilig, der im achten Monat zur Welt kam. Zumewigen Gedächtnisse erhielt die dem Selben geweihte Insel Naxos das Vorrecht, daß nur die Frauen dieser Insel im achten Monate glücklich niederkommen und lebensfähige Kinder gebären, während sonst überall solche Geburten für die Kinder und auch sehr häufig für die Mütter einen unglücklichen Ausgang nehmen, woran auch die moderne Medizin gewöhnlich nichts zu ändern vermag.

 

Die Zahl Zweiunddreißig

Die Zahl Zweiunddreißig legen die Hebräischen Lehrer der Weisheit bei, denn von so vielen Pfaden der Weisheit spricht Abraham im Buche Jezirah. Die Pythagoräer aber nennen diese Zahl die Zahl der Gerechtigkeit, weil sie bis zur Einheit in stets gleiche Teile teilbar ist.

 

 


Literatur:
Agrippa von Nettesheim de occulta philosophia; 16. Jahrhundert
Jonas, Hans Gnosis und spätantiker Geist, 1. Die mythologische Gnosis; Göttingen 1934
Keyserling, Arnold und Wilhemine Kriterien der Offenbarung. Astrologie, Mantik, Numerologie, Mystik, Magie; Wien 1982
Lévi, Eliphas Dogma und Ritual der hohen Magie; München 1927
Lörler, Lu Die Hüter des alten Wissens; München 1986
Meiners, Christoph Lebensbeschreibungen berühmter Männer aus den Zeiten der Widerherstellung der Wissenschaften; Zürich 1795